Montag, 23. November 2009

Bloggen (leben) ist so schwer...

Im Moment passiert so viel und nichts von dem passt auf diese Seite. Das Leben ist zu schwer.

Wir haben umgebaut, um endlich mehr Platz fuer unsere Gaeste zu haben. In Afrika ist so ein Umbau erschwinglich.

Leider sind wir so dumm und lassen die Bauarbeiter nicht laufen, sondern fahren sie morgens und abends zur Arbeit bzw. nach Hause. Das spart ihnen jeweils 90 Minuten Fussweg. Zu dumm nur, dass ich dabei ihre Blechhuetten sehe, wo sie mit bis zu 5 Familienmitgliedern leben. Zu dumm nur, dass unser neuer Garagenraum dagegen purer Luxus ist.

Zu dumm auch, dass ich den Bauschutt einmal auf die offizielle Muellkippe fahre, weil ich das fuer sauberer halte. Zu dumm, weil ich sie da sehe, die Scharen von Muellsammlern, die ums Ueberleben kaempfen, die in Muellautos klettern um die wertvolle Plastikflasche zu ergattern oder noch kurz vor der Planierwalze herrennen fuer ein scheinbar wertvolles Gut.

Zu dumm, das ein Bauarbeiter ein Baby bekommen hat waehrend wir bauen und nur einen Tag frei macht, um dann weiter an unserer Garage zu bauen. Zu dumm, dass wir eine Firma haben, die sehr fair ist und eben trotzdem nur 10 Euro am Tag bezahlt. Zu dumm, dass ich auch nicht genug Kohle habe, um 10 Euro pro Stunde draus zu machen.

Zu dumm, dass sie uns auch noch toll finden, weil wir sie rumfahren, mit in ihre Huetten gehen, uns fuer das neugeborene Leben interessieren, ihnen Mittagessen abgeben und ein bisschen Extrageld auf ihren Hungerlohn packen.

Zu dumm, dass bei all dem was wir tun der fade Beigeschmack bleibt, dass es nie genug ist.

Zu dumm, dass es immer die Armen geben wird, wie Jesus schon gesagt hat und dass ich sie als Teil des Systems einfach mit ausnutze. Wie komme ich da raus? Aushalten kann ich das jedenfalls nicht!

Zu dumm, dass sich das hier vielleicht sogar mitfuehlend anhoert und man denkt, dass wir einen Unterschied machen. Zu dumm, dass das realistisch gesehen einfach platte Hoffnung ist. Wir scheitern wie alle anderen auch...

Die Welt ist schlecht und es kotzt mich unglaublich an! Die Hoffnung stirbt zuletzt?
Matze

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Zum Verrückt werden! In der Tat. Und durch nichts zu relativieren. Aber (unvermeidlich!) um es mal mit Bonhoeffer zu sagen:

***
Wer bin ich? Der oder jener?
Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer?
Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?
Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer,
das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.
Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!
***

Vergiss einfach nicht, dass du für die Menschen, denen du begegnest einen Unterschied machst.