Montag, 19. Januar 2009

Ich bin wieder da!

Im doppelten Sinne. Wieder im Blog und wieder in Afrika.

Mann bin ich froh, dass unser Flieger nirgends notlanden musste. Aber ich wollte sowieso noch nie in die Staaten. Ich hasse Fliegen. Vielleicht bleibe ich lieber immer hier. Vielleicht liegt das an meiner nicht vorhandenen Heilsgewissheit. Meine Frau sagt es sei mein Kontrollzwang. Egal.

Hier ist alles schon wieder erschreckend normal. Es geht mir gut. Das Schlimmste ist wohl der Schulstart von Noa, weil der mit 6 Uhr morgens aufstehen verbunden ist. Immer wieder merke ich, dass ich eigentlich zum Lotterleben geboren bin. Nun hat er mich der fruehe Arbeitsalltag.

Mein krassestes Erlebnis hatte ich vor dem Kuehlschrank. Jeder der schon mal laenger im Ausland war kennt das Gefuehl von Ohnmacht vor einem prall gefuellten deutschen Kuehlregal. Ich stand nun ohnmaechtig vor meinem Kuehlschrank, weil der halb kaputt ist, der Inhalt afrikanisch langweilig war und sein monotones Surren mir das leckende Dach, das kaputte Auto (beides selbst behoben - ich werde erwachsen), den Dschungel im Garten, den maroden Herd und all diese Unperfektheiten die Traenen in die Augen getrieben haben.

Und mein Selbstmitleid hielt fuer gefuehlte 1,5 Sekunden. Dann wurde mir bewusst, was ich fuer ein Arsch bin. Echte Probleme sind nicht schlecht gefuellte Kuehlschranke, sondern wenn du keinen hast. Oder nicht mal ein Haus, wo du deinen Kuehlschrank hinstellst. Kein kaputtes Auto, sondern nicht mal Geld fuer das Taxi ins Krankenhaus. Nicht etwa einen Dschungel im Garten sondern ein Blechhuette neben der anderen.

Wie sehr ist dein Charakter verdorben, wenn du vor lauter Wohlstand nicht mehr weisst, was du heute Abend essen sollst oder zur Arbeit anziehst?

Ich bin wieder da. Mitten in meiner Zerrissenheit zwischen Hausinstandhaltung, einem schoenen behueteten Nest fuer meine Kinder und der Wirklichkeit von Millionen, die das ihrer Familie nicht bieten koennen.

Ein egoistischer Arsch werde ich wohl bleiben, aber wenigstens mache ich mir bewusst, dass ich ein solcher bin und ich nehme es nicht einfach so hin...

Passend dazu ein kleines Gedicht:

BEIM LAUFEN

Neulich
Ich war Laufen
Neulich, als ich Laufen war
Musste ich weinen

Ploetzlich
Ich wusste nicht mehr
Ploetzlich wusste ich nicht mehr
Wie alles weitergehen soll

Aengstlich
Ich fragte mich
Aengstlich fragte ich mich
Ob ich mich selbst verliere

Zweifelnd
Ich laufe weiter
Zweifelnd laufe ich weiter
Denn wer sich selbst verliert
Wird das Leben gewinnen

Satte Gruesse

Matze